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Klimawandel

Die Welt steht unter Dauerbedrohung. Hören Sie einmal zu! Wenn das Wetter angesagt wird, dann gibt es ein Gewitter nicht einfach nur, sondern es bedroht uns eine Gewittergefahr, und wir hilflosen nackten Menschen müssen uns eine Höhle suchen. Hitze wird jedes Jahr als gefährliche Neuheit angesagt. Natürlich können diese Naturerscheinungen bedrohlich sein, aber eher selten, und was den Regen betrifft, stehen manche Häuser doch nicht ganz klug in der Gegend herum, seien wir ehrlich. Wir betrachten und bezeichnen die Welt und ihre Begleiterscheinungen als Bedrohung, während wir selbst die Erde nicht bloß bedrohen, sondern fröhlich kaputt machen. Gleichzeitig gehen irgendwo in den bayerischen Bergen ein paar Spaßvögel namens G7 spazieren und beraten darüber, wie der Klimawandel und die Erderwärmung zu bearbeiten wären, als hätte noch niemand darüber nachgedacht und als wären die Ursachen und die notwendigen Konsequenzen nicht mindestens ebenso klar und eindeutig wie eine Temperatur, die auf einem Thermometer angezeigt wird. Pegel lassen sich auch sehr genau messen, so wie alles gemessen werden muss, das wird allerdings den Menschen in vielen Gegenden, die wegen eines gestiegenen Meeresspiegels bis zu den Hüften im Wasser stehen werden, auch nicht wesentlich weiterhelfen. Aber zumindest werden sie wissen, dass sie im Wasser stehen, das ist doch schon was.

Das Ergebnis, das die Klimakonferenz nach den Beratungen verkündet hat, lautet allen Ernstes: Ende dieses Jahrhunderts soll Energie nicht mehr aus fossilen Brennstoffen gewonnen werden. Das wird sich ausgehen, denke ich, es wird alles verbraucht sein und die Welt mehr oder weniger kaputt.


Gleichzeitig zum Wetter wird in manchen Gegenden der Welt gewählt, unter anderem in einem kleinen Land mit ein paar Bergen. Diese Gegend ist reich, nett anzusehen und hat ziemlich viel Platz. Eine kleine Region hat eine Zeit lang ausprobiert wie es ist, ein paar Kollegen in die Verwaltung zu setzen, die den Mund ziemlich weit aufgerissen, aber nicht ganz so gescheit gearbeitet haben, sodass die Region nun ziemlich abgebrannt ist, kohlemäßig, wenn wir schon beim Klima sind. Das wird schon wieder, insgesamt, das ganze restliche Land wird ein wenig zusammenhelfen und wegpecken, was verschwunden ist. Komischerweise finden viele Menschen in anderen Gegenden dieses Berglandes eine ruinierte Kleinregion als hervorragende Referenz, um den Kollegen und Nachfolgern der damaligen Könige des Untergangs bei aktuellen Wahlen ganz große Zugewinne zu gewähren, was nachdenklich stimmt, weil sie noch dazu eigentlich nichts erzählt haben, was irgendwie Sinn macht. Einer hat zum Beispiel gemeint, es dürfe keine weiteren Moscheen geben und alle in Bau befindlichen müssen mit einem Baustopp versehen werden. Eine Journalistin fragte, was er damit meinte, weil es in dieser gesamten Region keine einzige fertig gebaute Moschee gibt und lediglich eine einzige gerade gebaut wird. An die Antwort erinnere ich mich nicht, sie war nicht nachvollziehbar, aber hätte jemand gefragt, wie spät es ist, hätte er vermutlich gesagt, dass es typisch ist, so aggressive Fragen gestellt zu bekommen. Hätte jemand gefragt, was seine Lieblingsfarbe ist, hätte er wahrscheinlich geantwortet, dass er sich auf das Wochenende freut. Hätte sich jemand nach seiner Lieblingsmusik erkundigt, hätte er wohl die Kanarischen Inseln genannt. Er selbst bezeichnet sich als Realpolitiker ohne politisches Vorbild. Würde mein Sohn in der Schule solche Antworten geben, würde er zurecht Probleme bekommen, man würde uns Eltern in die Schule holen und uns erklären, dass unser Sohn ein massives Problem hat mit sinnerfassendem Zuhören, vom Lesen ganz zu schweigen.


Das ist also für siebenundzwanzig Prozent der Leute total in Ordnung. So etwas will man haben. Auf Plakaten steht etwas von mehr Gespür für die Leute des Landes, also vor allem für die jodelnden Ureinwohner in Dirndl und Lederhosen. Das heißt soviel wie gegen alle anderen, so muss es sein, weil sonst wäre ja eine konstruktive Idee dahinter, und das ist auszuschließen. Das hatten wir schon einmal.


Ich bin mir sicher, dass ich die Baufirma, die das Haus von meinem Nachbarn weggeschoben hat bis auf den Geräteschuppen, obwohl der Auftrag lautete, ein paar Verschleißerscheinungen zu reparieren, die die Zeit einfach mit sich bringt, bei mir daheim niemals im Garten haben möchte. Und auch wenn die momentan beauftragte Baufirma wohl keine Architekturwettbewerbe gewonnen hätte, erscheint es mir immer noch nicht ausreichend, als Reaktion gleich eine Abrissbirne in den Garten zu bestellen. Eine Abrissbirne von einem Unternehmen, das als einzige bauliche Referenz ein Gebäude vorweisen kann, das vorhanden, schön, alt und halbwegs stabil war und nach getaner Arbeit an Ground Zero erinnert. Vielleicht fehlt mir die Phantasie nach dem Besonderen. Die Lust auf Nervenkitzel. Aber ich habe Horrorfilme nie gerne mögen, und ich mag sie noch immer nicht. Die Bedrohung ist da nämlich absolut konkret, finde ich, weil man ja weiß, dass man einen Horrorfilm aufgedreht hat und also sicher sein kann, dass etwas passiert, das nicht gut zu Kaffee und Kuchen passt; Rache ist Blutwurst, wie schon der Räuber Hotzenplotz festgehalten hat. Allerdings macht der Räuber Hotzenplotz eine Kehrtwendung in seinem Leben, für jene, die die Geschichte nicht kennen, aber leider haben die Experten der Demolierung keinen klugen Autoren im Hintergrund, der die Zügel hält.


Nun wird mit dieser Abrissbirnenfraktion koaliert. Ein Politiker beendet seine Funktion als Geschäftsführer seiner Bundespartei. Jahrelang predigte er die Unmöglichkeit einer Zusammenarbeit mit den Migrationsexperten unter Führung eines Blauäugigen mit erweiterten Pupillen. Nun übersiedelt er in ein kleines Bundesland als Landtagspolitiker geradewegs in eine Koalition mit denselben. Auf die Frage, wie es denn vereinbar wäre, sich als Bollwerk gegen eine Partei zu bezeichnen und gleichzeitig mit ihr zu koalieren, meinte er tatsächlich, immer noch ein Bollwerk gegen diese Partei zu sein. Aha.

In Graz passiert eine Tragödie, ein Mann klinkt aus. Die Pupillen des oben genannten Möchtegernführers werden noch größer. Er schlägt aus der Tragödie politisches Kleingeld auf unappetitlichste Art und Weise, die übliche Dreckschleuder. Überrascht? Wirklich? Oje. Wie reagiert nun ein Bollwerk gegen solche Diffamierungen, die an die Nazizeit erinnern? Das Bollwerk gegen die Fraktion, die immer wieder an die Nazizeit erinnert? In doppeltem Sinn? Mit einem lauten Pfui und anschließender gemeinsamer Pressekonferenz zur Flüchtlingssituation im Burgenland oder was? Zur Überwindung dieses Bollwerks braucht es keinen Sturm, es fällt bereits beim Gedanken daran um, ein Fenster zu öffnen.


Ein ehemaliger Bundeskanzler feiert seinen Geburtstag. Privat quasi, unter den Gästen große Demokraten und Philosophen wie Viktor Orbán und Edmund Stoiber. Der Ex-Bundeskanzler erzählt dort, dass er sich um den Obmannposten nie gerissen habe, wohl auch nicht um eine Kanzlerschaft unter Jörg Haider. Und er plädiert zu Solidarität in der Flüchtlingsfrage. Solidarität mit den armen Bundesländern, die konstant Flüchtlingsunterkünfte verweigern? Das Zeltfest geht indessen munter weiter. Das Klima ist nachhaltig beeinträchtigt.


Als Publikum werde ich nun nicht schreien, dass Sturm erntet, wer Wind sät oder Krieg bei Aussaat von Hass, sondern ich wünsche mir, dass herzliche Lacher erntet, wer Blödsinn sät. Auch wenn Lachen nicht immer leicht fällt und es den Magen zusammenzieht, wenn Leute, die ehemals sozialdemokratischen und christlich-sozialen Ideen angeblich hinterher waren, mit rechtsradikalem, hetzerischem und sonst inhaltsleerem Quatsch im Bett liegen: Lachen ist das Einzige, was zu dieser „Politik“ einfällt, sonst gar nichts. Bedenken macht die Erinnerung. Der unfreiwillige Bundeskanzler in Ruhe wird gar als Drachenzähmer bezeichnet. Die Giftzähne dieses Drachen hat er aber nicht gezogen, im Gegenteil, sie sind noch größer geworden. Mediale Geschichtsschreibung war noch nie eine gute Idee, überlassen wir das doch unabhängigen Historikerinnen und Historikern.




Bild: Rolf van Melis (User:RvM) - http://photosforfree.de/

Gewitterfront

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[Kolumne/Walter Schaidinger/11.06.2015]





    Kolumne/Walter Schaidinger


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